5 Tipps für mehr Zugänglichkeit in der Kommunikation

Wo Barrierefreiheit Pflicht ist

Barrierefreiheit ist längst kein Randthema mehr, sondern ein gesetzlich verankerter Grundsatz. In Österreich verpflichtet das Web-Zugänglichkeits-Gesetz (WZG) öffentliche Stellen, ihre Websites und Apps nach internationalen Standards barrierefrei zu gestalten. Für Unternehmen gilt das Barrierefreiheitsgesetz (BaFG), insbesondere bei digitalen Dienstleistungen wie Webshops oder Buchungstools.

Darüber hinaus verbietet das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz (BGStG) jede Form der Diskriminierung aufgrund einer Behinderung – auch dann, wenn Barrieren nicht absichtlich, sondern faktisch entstehen. Das bedeutet: Websites, Online-Shops und Informationssysteme sollten grundsätzlich so gestaltet sein, dass sie ohne besondere Erschwernis und ohne fremde Hilfe nutzbar sind.

Für Werbung im engeren Sinn gibt es keine gesetzlichen Verpflichtungen. Trotzdem ist barrierefreie Gestaltung hier ein Zeichen von Professionalität, Weitsicht und Inklusion. Denn Werbung soll alle erreichen, unabhängig davon, ob jemand eine Sehschwäche, eine Lernschwierigkeit oder eingeschränkte Motorik hat. Und das ist möglich: mit bewusster Typografie, durchdachter Farbauswahl und klarer, leicht verständlicher Sprache.

Die folgenden 5 Tipps gelten im sinne der Barrierefreiheit gleichermaßen für digitalke Werbung sopwie Werbung in Printmedien.

1. Kontraste für klare Lesbarkeit schaffen

Der wichtigste Grundsatz: Text und Hintergrund müssen sich deutlich voneinander abheben. Nach den internationalen WCAG-Richtlinien sollte der Kontrast mindestens 4,5:1 betragen, das entspricht etwa dunkler Schrift auf hellem Grund oder umgekehrt.
Vermeiden Sie Farbkombinationen wie Rot auf Grün oder Hellgelb auf Weiß, die für Menschen mit Farbsehschwächen kaum unterscheidbar sind. Auch bei Grafiken oder Diagrammen gilt: Informationen dürfen nicht ausschließlich über Farbe vermittelt werden, ergänzende Symbole oder Beschriftungen helfen allen Betrachterinnen und Betrachtern, Inhalte zu verstehen.

2. Lesbare Schrift wählen

Nicht jede Schrift ist für jede Zielgruppe geeignet. Achten Sie auf eine klare Unterscheidbarkeit einzelner Buchstaben (z. B. vom kleinen „L“ und großen „I“) und auf ausreichende Laufweite zwischen den Zeichen.
Gut geeignet sind serifenlose Schriften wie Arial, Helvetica, Verdana oder eigens entwickelte barrierefreie Fonts wie Atkinson Hyperlegible oder Lexend. Verzichten Sie auf Versalien im Fließtext und auf zu enge Zeilenabstände. Das erleichtert das Lesen und reduziert Ermüdung.

Tipp: Auch bei Printanzeigen wirkt ein etwas größerer Schriftgrad und großzügiger Weißraum wesentlich zugänglicher.

3. Einfache Sprache nutzen, um klare Botschaften zu formulieren

Barrierefreiheit beginnt bei der Verständlichkeit. Einfache Sprache hilft nicht nur Menschen mit Lernschwierigkeiten, sondern macht Werbung insgesamt prägnanter. Formulieren Sie kurze Sätze, vermeiden Sie Fachjargon, Anglizismen und doppelte Verneinungen. Ein Satz = ein Gedanke, das ist die Faustregel. Statt „Profitieren Sie von unserer exklusiven Herbstaktion zur Optimierung Ihrer Sichtbarkeit“ reicht oft ein klarer Satz wie: „Jetzt Herbstaktion für mehr Reichweite nützen!“

4. Inklusive Bildsprache

Bilder erzählen oft stärker als Worte. Eine inklusive Bildsprache zeigt Menschen in ihrer Vielfalt, ob jung oder alt, mit oder ohne Behinderung, mit unterschiedlichen Hautfarben und Körperformen. Wählen Sie daher Motive, die Ihre Zielgruppe realistisch widerspiegeln. Verzichten Sie außerdem auf Text in Bilder und setzen Sie stattdessen auf Alt-Texte oder begleitende Beschreibungen (bei Onlinewerbung).

5. Reduktion statt Reizüberflutung

Ob Website, Banner oder Inserat: Weniger ist oft mehr. Zu viele Elemente, blinkende Animationen oder unruhige Layouts überfordern nicht nur Menschen mit kognitiven Einschränkungen, sondern auch alle anderen. Halten Sie das Design einheitlich, ruhig und logisch aufgebaut. Nutzen Sie Weißraum gezielt, um Inhalte zu gliedern, und achten Sie auf eine klare Hierarchie von Überschrift, Text und Call-to-Action.

Faustregel: Wenn jemand Ihre Anzeige oder Ihren Banner in drei Sekunden nicht erfassen kann, ist er zu komplex.

Fazit: Barrierefreiheit nützt allen

Barrierefreie Gestaltung ist kein Zusatzaufwand, sondern eine Investition in Reichweite, Verständlichkeit und Markenimage. Sie öffnet Kommunikation für mehr Menschen und sorgt dafür, dass Ihre Botschaft wirklich ankommt. Denn: Barrierefreiheit ist für manche notwendig, für viele hilfreich und für alle komfortabel.