Medienmacht

Was passiert, wenn sich wenige Reiche die Macht über Medien sichern? Welche Folgen hat das für Meinungsvielfalt, Demokratie und den Werbemarkt?
Dass Medienmacht zunehmend in den Händen weniger, extrem wohlhabender Privatpersonen liegt, ist keine Zukunftsvision mehr, sondern längst Realität. Plattformen werden übernommen, Redaktionen aufgekauft, ganze Medienhäuser unter neue Flaggen gestellt. Auswirkungen auf unsere Informationsfreiheit, auf die demokratische Meinungsbildung und nicht zuletzt auf die Werbewirtschaft sind unvermeidlich.
Globale Übersicht der Eigentümerstruktur von Medienhäusern
Ein Blick ins Ausland zeigt, wie sich die Eigentümerstrukturen in den letzten Jahren verändert haben.
- Elon Musk und X (ehemals Twitter):
Mit der Übernahme von Twitter für 44 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 hat sich Tech-Milliardär Elon Musk nicht nur eine Plattform gesichert, sondern direkten Zugang zu einer der lautesten Bühnen des digitalen Diskurses. Seitdem steuert er das Netzwerk unter dem neuen Namen X – mitsamt seiner Regeln, Richtlinien und Algorithmen. - Jeff Bezos und die Washington Post:
Seit 2013 ist Amazon-Gründer Jeff Bezos Eigentümer der traditionsreichen US-Zeitung The Washington Post. Der Deal galt damals als Rettung für das Blatt – doch er wirft bis heute Fragen auf: Wie unabhängig kann ein Medium sein, wenn es einem der mächtigsten Unternehmer der Welt gehört? - Silvio Berlusconi und das Erbe Mediaset:
Der 2023 verstorbene Silvio Berlusconi hatte mit seiner Holding Fininvest ein beachtliches Medienreich aufgebaut. Seine Kinder führen das Unternehmen nun weiter. Über MFE – MediaForEurope kontrolliert die Familie nicht nur weite Teile des italienischen Fernsehmarkts, sondern streckt seit Kurzem auch die Fühler nach Deutschland aus: Ein geplantes Übernahmeangebot an ProSiebenSat.1 zeigt, dass der Einfluss der Berlusconi-Dynastie weiter wächst. - Xavier Niel und Le Monde:
Der französische Telekom-Milliardär Xavier Niel stieg 2010 als Mitinvestor bei der Le Monde ein. 2023 übernahm er die Anteile des tschechischen Unternehmers Daniel Křetínský – mit dem erklärten Ziel, die Unabhängigkeit der Zeitung dauerhaft zu sichern.
Auch in Österreich zeigt sich, wie Medienmacht in die Hände einzelner Akteure wandert. Der österreichische Sender ServusTV gehört zur Red Bull Media House GmbH und damit zum Reich des verstorbenen Red Bull-Gründers Dietrich Mateschitz. Der Sender fällt immer wieder durch eigenwillige Programmgestaltung auf. Kritische Stimmen werfen ihm eine Nähe zu verschwörungsideologischen und rechtspopulistischen Narrativen vor. Dieser Vorwurf macht das Spannungsfeld zwischen privatem Eigentum und publizistischer Verantwortung abermals sichtbar.
Einordnung der privaten Machtübernahme
Markus Mair, Vorstandsvorsitzender der Styria Media Group, findet deutliche Worte zu den Folgen der wachsenden Abhängigkeit einzelner Medienunternehmen:
„Es liegt auf der Hand: Wenn Einzelne die Macht über Medien und Plattformen erlangen, kann dies in weiterer Folge nur auf Kosten der Demokratie gehen. Dominanz ist vielerorts käuflich, so scheint es, aber insbesondere im Mediensektor hat dies fatale Folgen – wenn freier, unabhängiger Qualitätsjournalismus nicht mehr möglich ist, gar verboten wird, dann fehlt einem Staatsgefüge die wichtige, vierte Säule: Es gibt keine kritische Beurteilung oder Einordnung mehr, die Meinungsbildungsmöglichkeiten und Chancen zur Horizonterweiterung werden stark eingeschränkt und kanalisiert, Meinungsvielfalt scheint nicht mehr erwünscht. In Anbetracht dieser Entwicklungen mit internationalen Beispielen gilt es für uns als Styria Media Group umso deutlicher, unsere Unabhängigkeit in allen Belangen – ob Werbemarkt oder Redaktion – weiterhin zu verteidigen. Das sind wir unseren Werten, unseren Rechten und Pflichten sowie nicht zuletzt unseren Leser:innen, User:innen und Partner:innen schuldig. Daran arbeiten wir tagtäglich. Aus Überzeugung.“
Denn es geht nicht nur um Inhalte, sondern auch um wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Wenn weniger Eigentümer mehr Medien kontrollieren, entstehen für Werbekunden neue Abhängigkeiten. Reichweitenkonzentration kann den Wettbewerb und die Preise verzerren und nicht zuletzt auch Zielgruppensteuerung erschweren. Außerdem funktioniert Werbung dort, wo Medien glaubwürdig bleiben. Medien weder Spielzeuge noch Monopole. Eine vielfältige, unabhängige Medienlandschaft ist nicht nur Grundpfeiler der Demokratie, sondern auch Basis für faire wirtschaftliche Rahmenbedingungen im Werbemarkt.