Mikro-Lehrgänge vs. klassische Abschlüsse

GASTKOMMENTAR von FH-Prof.in Angelika Mitterbacher, MSc MEd; Vizerektorin der FH Kärnten
Wie verändert sich die Bildungslandschaft für Berufstätige?
Die Arbeitswelt verändert sich rasant. Technologische Innovationen, neue Geschäftsmodelle und ein sich stetig wandelndes Anforderungsprofil für Fach- und Führungskräfte machen lebenslanges Lernen unverzichtbar. Während ein akademischer Abschluss nach wie vor als wertvolle Qualifikation gilt, erleben Mikro-Credentials, Zertifikate und Short-Learning-Programme einen regelrechten Boom. Aber wie verändern diese Formate die Bildungslandschaft – und was bedeutet das für Unternehmen und Berufstätige?
Kurz, flexibel, praxisnah – Warum Mikro-Credentials boomen
Mikro-Credentials sind kurze, gezielte Weiterbildungsformate, die spezifische Fähigkeiten und Kenntnisse im Sinne des Re- und Upskillings vermitteln. Sie sind in der Regel modular aufgebaut, oft berufsbegleitend absolvierbar und ermöglichen eine schnelle Anpassung an neue Marktanforderungen. Unternehmen schätzen diese Programme besonders, weil sie passgenau und effizient Wissen vermitteln, ohne dass Mitarbeiter:innen für längere Zeit aus dem Betrieb ausscheiden müssen.
Die Vorteile von Mikro-Credentials für Unternehmen auf einen Blick:
- Effizienz: Mitarbeiter:innen erwerben in kurzer Zeit praxisrelevantes Wissen, das direkt anwendbar ist.
- Flexibilität: Unternehmen können gezielt in bestimmte Kompetenzen investieren, anstatt langwierige und kostspielige Studiengänge zu finanzieren.
- Attraktivität als Arbeitgeber:in: Weiterbildungsangebote erhöhen die Mitarbeiter:innenbindung und machen Unternehmen für Fachkräfte interessanter.
- Individualisierung: Unternehmen können mit Hochschulen passgenaue Programme entwickeln, die auf ihre spezifischen Anforderungen zugeschnitten sind.
Die FH Kärnten setzt auf dieses Modell und bietet Short-Learning-Programme an, die praxisnah, wissenschaftlich fundiert und branchenspezifisch konzipiert sind.
Klassische Abschlüsse: Noch immer das Maß der Dinge?
Trotz der steigenden Beliebtheit von Mikro-Zertifikaten behalten klassische Bachelor- und Masterabschlüsse ihre Bedeutung. Sie bieten eine tiefgehende, interdisziplinäre Ausbildung, fördern analytisches Denken und ermöglichen eine langfristige Karriereentwicklung.
Allerdings verändert sich auch hier das Verständnis: Viele Hochschulen – darunter die FH Kärnten – bauen hybride Modelle auf, die sowohl akademische Abschlüsse als auch zertifizierte Short-Courses/Mikro-Credentials beinhalten. Damit können Studierende ihr Lernen individuell gestalten und je nach Bedarf oder Interesse weiterqualifizieren.
Die betriebliche Perspektive: Was Unternehmen wirklich brauchen
Für Unternehmen stellt sich die Frage: Brauchen wir noch klassische Abschlüsse, oder reichen gezielte Weiterbildungen aus? Die Antwort lautet: Beides. Während Personen in gewissen Funktionen von einer fundierten akademischen Ausbildung profitieren bzw. diese die Voraussetzung ist, sind für viele spezialisierte Aufgaben schnelle, praxisnahe Zusatzqualifikationen sinnvoller.
Die Tendenz geht zu einem Blended Learning-Ansatz, bei dem Unternehmen und Hochschulen gemeinsam maßgeschneiderte Programme entwickeln. Mikro-Credentials helfen, spezifische Lücken zu schließen, ohne lange Ausfallzeiten zu verursachen.
Die Bildungszukunft ist hybrid
Die Entscheidung zwischen Mikro-Credentials und klassischen Abschlüssen ist keine Entweder-oder-Frage, sondern ein Zusammenspiel. Die Zukunft der Weiterbildung liegt in flexiblen, stapelbaren Bildungsformaten, die sowohl kurzfristige (Zusatz-) Qualifikationen als auch langfristige Karriereperspektiven ermöglichen.
Für Fachkräfte und Unternehmen bedeutet das:
Wer sich kontinuierlich weiterentwickelt, bleibt wettbewerbsfähig. Die FH Kärnten gestaltet diese Bildungszukunft aktiv mit – und stellt sicher, dass Weiterbildung praxisnah, flexibel und zukunftsorientiert bleibt.
Über FH-Prof.in Angelika Mitterbacher, MSc MEd

FH-Prof.in Angelika Mitterbacher, MSc MEd, ist seit 2010 an der Fachhochschule Kärnten tätig und übernahm 2013 die Leitung des Bachelorstudiengangs Ergotherapie. Im Dezember 2020 wurde sie zur Vizerektorin der FH Kärnten gewählt. In ihrer Funktion als Vizerektorin ist Frau Mitterbacher für die Qualität der Lehre und Weiterbildungsangebote verantwortlich.
Ihr Anliegen ist auch die Förderung der Studierendengesundheit. Unter ihrer Leitung wurde an der FH Kärnten ein „Student Support Center“ eingerichtet, das als erste österreichische Hochschule ein systematisches Studentisches Gesundheitsmanagement (SGM) implementierte.
Die FH Kärnten wurde kürzlich als erste Fachhochschule Österreichs als „Certified OER Higher Education Institution“ ausgewiesen. OER - Open Education Ressource - ermöglicht einen offenen und freien Zugang zu Bildungsressourcen und hochwertigem Lernmaterial.
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