Volkswirtschaftlicher Beitrag des österreichischen Ehrenamts

Ehrenamtliche Organisationen gelten oft als das soziale Rückgrat einer Gesellschaft, doch ihr Beitrag reicht weit über Menschlichkeit und Gemeinsinn hinaus. Freiwilliges Engagement ist ein relevanter Wirtschaftsfaktor und trägt messbar zur volkswirtschaftlichen Entwicklung Österreichs bei.
Der Beitrag in Zahlen: Milliardenwert für die Volkswirtschaft
Laut dem erstmals veröffentlichten Nonprofit-Satellitenkonto von Statistik Austria (2024) beträgt die Bruttowertschöpfung des Nonprofit-Sektors rund 12 Milliarden Euro, das sind 3,3 % der gesamten Wirtschaftsleistung Österreichs. Dieser Wert umfasst Tätigkeiten in Bereichen wie Gesundheit, Bildung, Kultur, Sport und Soziales.
Hinzu kommt der unbezahlte, aber ökonomisch relevante Einsatz Freiwilliger: Rund 470 Millionen freiwillige Stunden wurden 2021 in Österreich geleistet. Bewertet man diese Stunden mit branchenüblichen Lohnsätzen, ergibt sich ein zusätzlicher Wert zwischen 6,6 und 10,1 Milliarden Euro. Damit würde der Gesamtbeitrag des Sektors auf über 22 Milliarden Euro steigen. Dies ist ein Anteil, der vergleichbar ist mit Branchen wie der Bauwirtschaft oder dem Tourismus.
Wie viele Menschen engagieren sich?
Der Freiwilligenbericht 2022 zeigt, dass sich 49,4 % der Bevölkerung ab 15 Jahren in Österreich engagieren – entweder informell oder über Organisationen. Rund 25,8 % arbeiten regelmäßig in Vereinen oder Institutionen mit. Besonders aktiv ist das Engagement in den Bereichen Sport (29,8 %), Rettungs- und Katastrophendienst (22 %), gefolgt von Kultur, Bildung und Sozialem. Dieses Engagement schafft nicht nur gesellschaftlichen Zusammenhalt, sondern auch wirtschaftliche Stabilität: Ohne die Leistungen von Ehrenamtlichen müssten öffentliche Haushalte erhebliche Mehrkosten tragen.
Direkte und indirekte wirtschaftliche Wirkung
Der Beitrag des Ehrenamts zur volkswirtschaftlichen Entwicklung lässt sich über drei Wirkungsebenen beschreiben:
- Indirekte Effekte auf Arbeitsmarkt und Standort
Ehrenamtliches Engagement fördert Qualifikationen wie Teamfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Führungskompetenz. Nonprofit-Tätigkeiten können Humankapital aufbauen, welches ein langfristiger Treiber für Produktivität und Innovation ist. Zudem erhöht ein starkes Ehrenamt die Resilienz von Regionen, indem es Krisenbewältigung, soziale Stabilität und Lebensqualität stärkt. Diese Faktoren begünstigen Investitionen und die Fachkräftebindung. - Direkte Wertschöpfung
Nonprofit-Organisationen sind Arbeitgeber, Dienstleister und Produzenten. Sie generieren Löhne, Güter und Dienstleistungen und wirken so unmittelbar auf das Bruttoinlandsprodukt ein. - Produktionsfaktor Zeit
Freiwillige ersetzen oder ergänzen bezahlte Arbeit. Beispiel Feuerwehr: Der Österreichische Bundesfeuerwehrverband dokumentiert jährlich Millionen freiwilliger Einsatzstunden, die in Krisenfällen den Ausfall öffentlicher Infrastruktur verhindern. Ohne diese Einsätze müsste die öffentliche Hand zusätzliche Kräfte beschäftigen.
Fazit: Ehrenamt ist Teil der Volkswirtschaft
Ehrenamtliche Organisationen sind kein wohltätiger Zusatz, sondern ein tragender Bestandteil der Volkswirtschaft. Mit einem messbaren Beitrag von bis zu 22 Milliarden Euro, Millionen Arbeitsstunden und unzähligen indirekten Effekten auf Arbeitsmarkt, Bildung und Resilienz, stützen sie nicht nur das gesellschaftliche Gefüge, sondern auch das wirtschaftliche Fundament des Landes.
Für Unternehmen bedeutet das: Engagement ist nicht nur moralisch wertvoll, sondern auch ökonomisch relevant. Wer mit ehrenamtlichen Organisationen kooperiert, investiert in Stabilität, Reputation. Nachhaltigkeit und damit letztlich in die eigene Zukunft.