Was Metas Kurswechsel für Desinformation und für Werbekund:innen in der EU bedeutet.

Meta verabschiedet sich vom Faktencheck in den USA

Was auf den ersten Blick wie eine interne Richtlinienanpassung wirkt, könnte weitreichende Folgen für das digitale Ökosystem haben.

Mark Zuckerberg kündigte Anfang Jänner an, dass der Meta-Konzern künftig keine Kooperationen mit Faktencheckern in den USA mehr unterhalte. Stattdessen sollen sogenannte Community Notes für Orientierung sorgen. Was auf der Plattform gesagt wird, soll nicht länger zentral geprüft werden, sondern von den Nutzer:innen selbst eingeordnet werden. Die Schwelle für Moderation wird angehoben, automatische Systeme sollen nur noch bei schweren Verstößen eingreifen.

Mehr „schlechte Dinge“ auf Facebook, Instagram und Threads?

Zuckerberg räumt selbst ein, dass mit der neuen Strategie mehr problematische Inhalte ihren Weg auf die Plattformen finden könnten. Dennoch sei dieser Schritt notwendig als Antwort auf eine „Zensur“, die aus Sicht des Meta-Chefs zu weit gegangen sei. Damit folgt Meta dem Beispiel von Elon Musks Plattform X, die seit dem Wegfall zentraler Moderation vermehrt mit Hassrede und Desinformation in Verbindung gebracht wird.

Änderungen bald auch in Europa?

Bisher betreffen Metas Änderungen nur den US-Markt. Doch erste Anzeichen deuten darauf hin, dass auch in Europa ein Kurswechsel vorbereitet wird. Die Hürden dafür liegen allerdings deutlich höher: Mit dem Digital Services Act (DSA) hat die EU ein rechtlich bindendes Regelwerk geschaffen, das großen Plattformen wie Facebook, Instagram oder Threads klare Pflichten auferlegt. Unter anderem müssen sie mit unabhängigen Faktenprüfer:innen zusammenarbeiten und ihre Nutzer:innen aktiv über die Vertrauenswürdigkeit von Inhalten informieren. Ein Rückzug wie in den USA könnte also nicht nur Imageverluste, sondern auch hohe Strafzahlungen nach sich ziehen.

Was bedeutet das für Werbetreibende?

Die Abschaffung des professionellen Faktenchecks in den USA bedeutet nicht nur eine Richtungsänderung in der Plattformpolitik, sie betrifft auch das Umfeld, in dem Werbung ausgespielt wird. Werbebotschaften erscheinen im direkten Umfeld von Inhalten. Wenn Plattformen vermehrt Falschinformationen, Hass und Hetze zeigen, kann das Umfeld für seriöse Marken schnell zum Risiko werden. Im Sinne der Brand Safety stellt sich für Unternehmen mit klaren Werten daher die Frage: Wie stark kann und will man sich auf Plattformen verlassen, die ihre Moderationspflichten zurückfahren?

Zwischen Desinformation und Vertrauen: Zeit für Alternativen?

Für Werbekund:innen heißt das: Medienumfelder mit glaubwürdiger redaktioneller Kontrolle gewinnen an Relevanz. Gerade im Spannungsfeld zwischen Desinformation und Vertrauen kann klassische Medienkommunikation punkten – besonders dort, wo Inhalte kuratiert, journalistisch geprüft und im gesellschaftlichen Kontext verankert sind. Wer seine Marke in einem vertrauensvollen, faktenbasierten Umfeld positionieren will, sollte bewusst Kanäle wählen, die für Verlässlichkeit stehen und eine klare redaktionelle Linie durchsetzen. Denn eines zeigt Metas Strategiewechsel deutlich: Die Zeiten, in denen Social Media als neutraler Werbeplatz galt, sind vorbei. Plattformpolitik ist heute ein strategischer Faktor für Marken.