Mobile- und Hybridarbeitsmodelle im Fokus

GASTKOMMENTAR von Susanne Glatz

In einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt gewinnen mobiles Arbeiten, Homeoffice und hybride Modelle für Unternehmen an Relevanz. Diese Entwicklung eröffnet Chancen für effizientere Arbeitspraktiken, erfordert jedoch eine fundierte Integration unter Beachtung arbeitsrechtlicher Aspekte.

Mobiles Arbeiten und Homeoffice: Definition und Unterschiede

Mobiles Arbeiten, auch als Remote Working bezeichnet, ermöglicht die Ausübung beruflicher Tätigkeiten von jedem Ort aus, ohne an ein festes Büro gebunden zu sein. Im Gegensatz dazu bezieht sich Homeoffice auf fest eingerichtete Arbeitsplätze in der Wohnung des Mitarbeiters. Remote Worker können theoretisch weltweit arbeiten und nutzen oft ihre eigene Hardware.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Workation, einer innovativen Kombination aus Arbeit und Urlaub an verschiedenen Orten. Workation erfordert eine klare Trennung von Urlaub und Arbeitszeit, wobei klare Spielregeln bezüglich Erreichbarkeit und Reaktionsgeschwindigkeit auf Terminanfragen, Anrufe oder E-Mails im Vorfeld festgelegt werden müssen. In österreichischen Urlaubsdestinationen sind keine gesonderten Vereinbarungen erforderlich, während bei Telearbeit im Ausland Fragen zu Sozialversicherung und Steuerpflicht geklärt werden müssen.

Gesetzliche Regelungen und Herausforderungen

Während Homeoffice teilweise gesetzlich geregelt ist, fehlt es an expliziten Regelungen für Remote Working. Diese Lücke erfordert besondere Aufmerksamkeit bei der Umsetzung. Vorteile für Arbeitgeber ergeben sich jedoch in Form von gesteigerter Effizienz, Talentbindung und erhöhter Krisenresistenz.

Vorteile für Arbeitgeber: Effizienz, Talentbindung und Krisenresistenz

Mobile Arbeitsmodelle bieten Unternehmen vielfältige Vorteile:

  • Gesteigerte Produktivität und Effizienz: Studien belegen, dass Mitarbeiter im Homeoffice oft produktiver arbeiten, da sie in vertrauter Umgebung tätig sind.
  • Talente gewinnen und halten: Die Flexibilität von Telearbeit ermöglicht den Zugang zu einem breiten Talentpool und verbessert die Work-Life-Balance, was wiederum die Mitarbeiterbindung stärkt.
  • Krisenresistenz und Flexibilität: Unternehmen, die auf mobiles Arbeiten setzen, sind widerstandsfähiger gegenüber unvorhergesehenen Ereignissen, da Flexibilität in Bezug auf Arbeitsort und -zeit schnelle Anpassungen ermöglicht.
  • Kostenoptimierung: Durch die Reduzierung von Büroflächen und Betriebskosten können erhebliche finanzielle Einsparungen erzielt werden, die in kritische Geschäftsbereiche investiert werden können.

Herausforderungen für Arbeitgeber und Erfolgsfaktoren bei der Umsetzung

Die Einführung erfolgreicher mobiler Arbeitsmodelle erfordert ein Bewusstsein für Herausforderungen:

  • Kommunikative Herausforderungen: Klare und regelmäßige Kommunikation ist entscheidend, um Missverständnisse aufgrund der räumlichen Trennung zu vermeiden. Effektive Kommunikationsinstrumente und -strategien sind unerlässlich.
  • Sicherheitsaspekte: Der Zugriff auf Unternehmensdaten außerhalb des Büros birgt Sicherheitsrisiken. Daher sind robuste IT-Systeme und Schulungen zum sicheren Umgang mit Daten unerlässlich.
  • Mangelnde Teambindung: Um den sozialen Zusammenhalt zu fördern, sind regelmäßige, nicht nur virtuelle Teambuilding-Maßnahmen und Meetings wichtig.

Erfolgreiche Umsetzung im Unternehmen: Beratung und Lösungsansätze

Um mobile Arbeitsmodelle erfolgreich zu implementieren, empfehle ich:

  • Klare Richtlinien und transparente Kommunikation: Definieren Sie klare Richtlinien für mobiles Arbeiten und kommunizieren Sie diese transparent und regelmäßig.
  • Investition in technologische Infrastruktur: Sichern Sie sichere und zuverlässige Technologien, um Zusammenarbeit und Zugriff auf Unternehmensressourcen von überall aus zu ermöglichen.
  • Flexibilität und individuelle Bedürfnisse: Berücksichtigen Sie die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter und ermöglichen Sie Flexibilität in Bezug auf Arbeitszeit und -ort.
  • Neue Leistungsbeurteilung: Orientieren Sie die Leistungsbeurteilung an erzielten Ergebnissen, fördern Sie Vertrauen und Eigenverantwortung.

Betriebsvereinbarungen und rechtliche Aspekte

Es ist ratsam, mit dem Betriebsrat folgende Punkte zu regeln oder Betriebsvereinbarungen anzupassen:

  • Arbeitszeitregelungen (§ 97 Abs. 1 Z 2 ArbVG),
  • Festlegung von Rahmenbedingungen für Arbeit im Homeoffice (§ 97 Abs 1 Z 27 ArbVG),
  • Kostentragung im Zusammenhang mit Telearbeit (§ 97 Abs 1 Z 12 ArbVG),
  • Kontrollmaßnahmen und Datenschutz (§ 96 Abs. 1 Z 3 ArbVG),
  • Einsatz technischer Systeme zur Datenermittlung (§ 96a Abs 1 ArbVG).
Kleine Zeitung Susanne Glatz

Zur Person:

Susanne Glatz ist eine erfahrene Arbeitsrechtsexpertin mit über 20 Jahren Spezialisierung auf diesem Gebiet. Ihr Fachwissen erstreckt sich über die Perspektiven von Mitarbeitern, Arbeitgebern und Betriebsräten. Durch ihre umfassende Erfahrung bietet sie fundierte rechtliche Beratung und maßgeschneiderte Lösungen für arbeitsrechtliche Angelegenheiten, die ein besonders Verständnis für die sich wandelnden Dynamiken am Arbeitsplatz erfordern.