GASTKOMMENTAR von Susanne Glatz

Flexibilität und Pragmatismus vereint

In einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt gewinnen mobiles Arbeiten, Homeoffice und hybride Modelle für Unternehmen an Relevanz. Diese Entwicklung eröffnet Chancen für effizientere Arbeitspraktiken, erfordert jedoch eine fundierte Integration unter Beachtung arbeitsrechtlicher Aspekte.
Mit dem neuen Telearbeitsgesetz, das ab 1. Jänner 2025 in Kraft tritt, eröffnet sich eine neue Dimension des Arbeitens. Es erweitert den bisherigen Homeoffice-Begriff um ortsungebundene Telearbeit und bietet somit mehr Flexibilität für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Ob im Co-Working-Space, im Park, bei Angehörigen oder während einer Workation – die Möglichkeiten sind vielfältig und zeitgemäß.
Pragmatismus trifft auf Flexibilität: Bestehende Homeoffice-Vereinbarungen bleiben weiterhin gültig, wenn kein Bedarf an den neuen Optionen besteht.

Änderungen für 2025

Von Homeoffice zu Telearbeit

Das neue Gesetz ersetzt den Begriff „Homeoffice“ durch „Telearbeit“ und schafft damit eine flexiblere Grundlage für ortsungebundenes Arbeiten. Mit Telearbeit ist es möglich, an jedem gewünschten Ort zu arbeiten – sei es zu Hause, bei Angehörigen oder in inspirierenden Umgebungen wie Co-Working-Spaces. Dieses Modell passt sich den individuellen Bedürfnissen der modernen Arbeitswelt an und bietet Raum für mehr Freiheit und Flexibilität.
Praxistipp: Der Wechsel zwischen verschiedenen Arbeitsorten kann die Motivation und Kreativität steigern. Unternehmen, die diesen Ansatz aktiv fördern, geben ihren Mitarbeitenden nicht nur mehr Gestaltungsspielraum, sondern stärken auch die Attraktivität als Arbeitgeber.

Warum das neue Gesetz begeistert

Mit dem neuen Telearbeitsgesetz wird ein zeitgemäßes Arbeitsmodell geschaffen, das Flexibilität und Pragmatismus vereint. Es unterstützt Unternehmen dabei, moderne Arbeitsweisen rechtssicher zu etablieren und von den damit verbundenen Vorteilen zu profitieren.

  • Stärkung des Vertrauens: Die klare Regelung von Telearbeit schafft eine transparente Grundlage, die das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer stärkt.
  • Attraktivität für Talente: Unternehmen, die Telearbeit anbieten, positionieren sich als moderne und flexible Arbeitgeber und gewinnen dadurch leichter qualifizierte Fachkräfte.
  • Förderung von Effizienz und Work-Life-Balance: Durch die Möglichkeit, Arbeitsorte flexibel zu wählen, wird nicht nur die Motivation der Mitarbeitenden gesteigert, sondern auch ihre Produktivität.

Das Gesetz vereinfacht die Umsetzung flexibler Arbeitsmodelle und schafft klare Vorteile für alle Beteiligten. Unternehmen, die diese Möglichkeiten nutzen, können sich zukunftssicher aufstellen und ihre Position im Arbeitsmarkt nachhaltig stärken.

 

Die rechtlichen Grundlagen finden Sie im Rechtsinformationssystem des Bundes (RIS):
Telearbeitsgesetz im RIS

Gesetzliche Regelungen

Ein zentraler Aspekt des neuen Telearbeitsgesetzes ist der Versicherungsschutz, der klar zwischen zwei Formen der Telearbeit unterscheidet. Telearbeit im engeren Sinne, die Tätigkeiten zu Hause, bei Angehörigen oder in Co-Working-Spaces umfasst, bietet vollen Unfallversicherungsschutz. Dieser Schutz gilt nicht nur während der Arbeit, sondern auch auf Wegen zwischen dem Wohnort und der Arbeitsstätte. Im Gegensatz dazu fällt Telearbeit im weiteren Sinne, etwa das Arbeiten in Parks oder Cafés, unter eine eingeschränktere Regelung. Hier besteht der Versicherungsschutz lediglich während der Arbeitszeit, jedoch nicht für die Wege zu und von diesen Orten.

Praxistipp: Unternehmen sollten ihre Mitarbeitenden über diese Unterschiede umfassend informieren. So lassen sich Missverständnisse vermeiden und ein sicheres, vertrauensvolles Arbeitsumfeld schaffen.

Bereits bestehende Homeoffice-Vereinbarungen behalten weiterhin ihre Gültigkeit und müssen nicht zwingend angepasst werden. Sollten Mitarbeitende jedoch Interesse an erweiterten Arbeitsorten haben, reicht eine einfache schriftliche Ergänzung der bestehenden Vereinbarung aus. Unternehmen sollten prüfen, ob solche Anpassungen sinnvoll sind, um eine moderne und flexible Arbeitskultur aktiv zu fördern.

Telearbeitspauschale: Steuerliche Vorteile

Die neue Telearbeitspauschale ersetzt das Homeoffice-Pauschale.

  • Steuerfrei: Bis zu 3 Euro pro Telearbeitstag, maximal 100 Tage jährlich.
  • Dokumentationspflicht: Telearbeitstage müssen aufgezeichnet und im Lohnzettel ausgewiesen werden.

Arbeitgeber sollten klare Prozesse für die Dokumentation etablieren, um steuerliche Vorteile zu sichern. Mitarbeitende sollten ihre Arbeitstage lückenlos erfassen.

Mobile Arbeitsmodelle für vielfältige Vorteile

Mobile Arbeitsmodelle bieten Unternehmen zahlreiche Vorteile, die weit über die reine Flexibilität hinausgehen. Sie fördern nicht nur die Produktivität der Mitarbeitenden, sondern stärken auch die Wettbewerbsfähigkeit und Krisenresistenz von Unternehmen. Dabei tragen sie zur Optimierung interner Prozesse und zur Bindung talentierter Fachkräfte bei. Die wichtigsten Vorteile im Überblick:

  • Gesteigerte Produktivität und Effizienz: Studien zeigen, dass Mitarbeiter:innen im Homeoffice oft produktiver arbeiten, da sie sich in vertrauter Umgebung besser konzentrieren können.
  • Talente gewinnen und halten: Die Flexibilität von Telearbeit ermöglicht es Unternehmen, auf einen größeren Talentpool zuzugreifen und die Work-Life-Balance zu verbessern, was die Mitarbeiterbindung stärkt.
  • Krisenresistenz und Flexibilität: Unternehmen, die auf flexibles Arbeiten setzen, sind widerstandsfähiger gegenüber unvorhergesehenen Ereignissen, da die Flexibilität in Bezug auf Arbeitsort und -zeit schnelle Anpassungen ermöglicht.
  • Kostenoptimierung: Reduzierte Büroflächen und niedrigere Betriebskosten führen zu erheblichen Einsparungen, die in kritische Geschäftsbereiche investiert werden können.

Herausforderungen und Erfolgsfaktoren bei der Einführung flexibler Arbeitsmodelle

Trotz der vielen Vorteile müssen Unternehmen bestimmte Herausforderungen im Auge behalten, um flexible Arbeitsmodelle erfolgreich zu etablieren:

  • Kommunikation und persönliche Weiterentwicklung fördern: Flexible Arbeitsmodelle bieten Raum für eigenständiges Arbeiten, was persönliche Weiterentwicklung und neue Kompetenzen fördern kann. Hierbei ist es wichtig, Mitarbeiter:innen durch regelmäßiges Feedback und gezielte Weiterbildungsangebote zu unterstützen, damit sie eigenverantwortlich und erfolgreich arbeiten können.
  • Sicherheitsaspekte beachten: Der Zugriff auf Unternehmensdaten außerhalb des Büros bringt Sicherheitsrisiken mit sich. Robuste IT-Systeme und Schulungen zum sicheren Umgang mit Daten sind essenziell.
  • Mangelnde Teambindung vermeiden: Um eine Distanz zwischen Teammitgliedern zu vermeiden, sind Maßnahmen zum Teambuilding und zur Stärkung der Unternehmenskultur wichtig. Regelmäßige Meetings, virtuelle Kaffeepausen und Teamevents schaffen ein Gemeinschaftsgefühl und fördern den sozialen Zusammenhalt, sodass auch remote arbeitende Kolleg:innen sich eingebunden fühlen.

Flexibilität in der Struktur und klare Prozesse

Damit hybride und Remote-Arbeitsmodelle erfolgreich umgesetzt werden können, benötigen Unternehmen flexible Strukturen, klare Prozesse und eine vertrauensbasierte Unternehmenskultur. Entscheidende Erfolgsfaktoren sind eine ergebnisorientierte Leistungsbeurteilung, klare Richtlinien, die regelmäßig kommuniziert werden, sowie eine solide technologische Infrastruktur. Durch die Berücksichtigung individueller Bedürfnisse und flexibler Arbeitszeiten können Unternehmen die Balance zwischen beruflichen und privaten Anforderungen fördern und eine effiziente, standortunabhängige Zusammenarbeit ermöglichen.

Über Mag. Susanne Glatz

Kleine Zeitung Mag. Susanne Glatz

Mag. Susanne Glatz ist Arbeitsrechtsexpertin mit über 20 Jahren Erfahrung. Sie berät Unternehmen und Arbeitnehmer bei der Einführung moderner Arbeitsmodelle und entwickelt rechtssichere Lösungen für eine sich wandelnde Arbeitswelt.

Das könnte Sie auch interessieren